Die Vereinschronik

 

 

…Die Chronik des Vereins ….

Das heute so in Deutschland beliebte Kleingartenwesen entstand vor über 200 Jahren im Landesteil Schleswig, der heute ein Teil des Landes Schleswig - Holsteins ist.

Die Jahre 1815 - 1825 waren geprägt von sehr langen uns sehr kalten Wintern. Die einfache Bevölkerung musste Hunger, Leid und  Mangelernährung ertragen und vielen Menschen ging es schlecht. Die Kriege waren schon zwar einige Zeit her, dennoch hinterließen sie immer noch ihre Spuren bei Mensch, Tier und Natur. Das exponentielle Anwachsen der Bevölkerung wurde vermehrt zum Problem, denn dadurch wurde die benötigte Nahrung für Mensch und Tier noch knapper. Der Statthalter des Dänischen Königs, Herzog Carl von Hessen (1744 - 1836), erkannte diese große Not der Bevölkerung und wollte der weit verbreiteten Verarmung und dem großen Hunger entgegentreten. Carl von Hessen forderte die Städte, Gemeinden sowie die Kirche seines Herzogtums auf, für arme Bürger in ihren Gemeindegrenzen Ländereien zur Nutzung als "kleine Gärten" und Anbau von Ernährung zur Verfügung zu stellen. Dadurch könne sich dann die Landbevölkerung eine Grundlage zur Selbstversorgung (Anbau von Obst und Gemüse sowie Viehhaltung) schaffen um sich und ihre Familien mit Nahrung deutlich besser zu versorgen.

Dieser Aufforderung kamen als erste Gemeinden die Städte Kappeln, Schleswig und später Kiel nach.

In dem Jahre 1814 wurden in Kappeln die ersten Armengärten (Carls - Gärten - benannt nach dem Herzog Carl von Hessen-) eingerichtet.

1821 folgte Schleswig mit den Flurstücken Reußdiek, Schäferskoppel, Heisternest und An der Schanze diesem Aufruf. Zu dieser Zeit war der heute oft genannte Begründer der "Schrebergärten" Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808 - 1861) 13 Jahre alt. Daher heißen in Schleswig die Pachtgärten nicht Schrebergärten sondern Carls Gärten.

Die Bereiche Reußdiek, Schäferskoppel und Heisternest in Schleswig, die zu damaliger Zeit als Bewirtschaftungsflächen ausgewiesen wurden, werden heute immer noch bewirtschaftet und genutzt und heißen heute "Kleingärten"!

In den Jahren nach 1825 folgten dann auch Kiel sowie weitere Gemeinden dem Aufruf des Herzogs und es wurden dort auch diese Flächen für die Bevölkerung geschaffen. 1826 gab es in 19 Städten schon solche "Armengärten".

 

Im Zuge der Zeit wurden die Armengärten immer populärer, denn sie waren eine sehr gute Alternative für Obst, Gemüse, Viechzeug zum kleinen Preis“ für die Selbstversorgung. Über die Jahre und Jahrzehnte hinweg fanden diese Armengärten immer mehr ihren festen Platz bei den Menschen und das nicht nur hier in Schleswig und Umland. Im Wandel der Zeit trafen sich, 96 Jahre nach der Aufforderung Carl von Hessen, einige Schleswiger Bürger in den Kriegstagen des 1.Weltkriegs am 20. Januar 1917 um sich zu formieren und eine Gemeinschaft der Kleingärtner zu bilden mit mehr Rechten und natürlich auch Pflichten, die bis heute noch ihren festen Platz in der Metropole der Schleistadt hat.

 

… und so geschah es im 30. Monat des 1. Weltkrieges…

Am 20. Januar 1917 trafen sich einige Schleswiger Bürger abends um 8 Uhr im Restaurant Clasen "Zur stumpfen Ecke" um das Kleingartenwesen in Schleswig auf Vereinsbasis zusammen zu schließen um sich optimaler zu organisieren. Man erhoffte sich dadurch, die Interessen der organisierten Gartenpächter zweckmäßiger umzusetzen und zu vertreten und selbstverständlich auch um eine starke Gemeinschaft Gleichgesinnter zu bilden. Selbstverständlich war es auch ein "vorfühlen" um zu sehen ob solch eine organisierte Gemeinschaft von den Gartenbewirtschaftern überhaupt gewollt ist.

Zu dieser ersten organisierten Zusammenkunft wurde ganz offiziell eingeladen und selbst eine Tagesordnung mit Tagesordnungspunkten hatte man für diese erste Versammlung erstellt für einen organisierten Ablauf. 

Tagesordnungspunkte vom 20. Januar 1917:

    1. Vortrag des Stadtgärtners

    2. Freie Aussprache

    3. Gratisverbreitung eines Merkblattes „Wie dünge ich einen Kleingarten“

Unter Punkt 2 – "Freie Aussprache" kam die Anregung von den anwesenden Versammlungsteilnehmern doch einen Verein zur Wahrnehmung der Interessen der Kleingärtner zu gründen. Über diesen Vorschlag wurde dann auch nachgedacht und diskutiert.

 

Am gleichen Abend wurde dann der Ausschuss zur Gründung eines Vereins gewählt mit nachfolgenden Personen:

Dem • städtischen Gärtner Schulz     • Bahnmeister Adler     • Wäschereibesitzer Brautsch     • Schriftsteller Hillers      • und der städtische Gärtner Klinker.

 

Am 26. Januar 1917 wurde zu einer Gründungsversammlung des Gartenbauvereins für Kleingärten“ abends um 8 Uhr in Kösters Hotel“ geladen. Diese Versammlung musste aber wegen dem frühen Zapfenstreich des Krieges dann auf den 29. Januar 1917 zur gleichen Zeit in Kösters Hotel verschoben werden.

Die Tagesordnungspunkte der Gründungsversammlung am 29. Januar 1917 waren:

     1. Beratung der Satzung

     2. Wahl des Vorstandes

     3. Verschiedenes

 

Der Verein wurde am 29. Januar 1917 gegründet und es wurden direkt 9 Mitglieder in den Vereinsvorstand gewählt:

         Bahnmeister Adler mit 20 Stimmen

         Staionswärter Böhrensen mit 26 Stimmen

         Wäschereibesitzer Brautsch mit 20 Stimmen

         Schriftleiter Hillers mit 27 Stimmen

         Leiter der Farbbildstelle Jürgensen mit 23 Stimmen

         Regierungssekretär Kersten mit 26 Stimmen

         Tischlermeister Köhnke mit 29 Stimmen

         Buchdrucker Nissen mit 12 Stimmen

         Städtischer Gärtner Schulz mit 19 Stimmen

Der Tischlermeister Köhnke  bekam 29 Stimmen, der Stationswärter Böhrensen erhielt 26 Stimmen der Anwesenden. Beide wollten aber nicht den Vorsitz übernehmen und so wurde der Regierungssekretär Kersten (26 Stimmen) zum ersten Vorsitzenden gewählt. 

In der ersten Satzung wurde auf Beschluss der Mitgliederversammlung am 29. Januar 1917 der Organisation auch der Vereinsname gegeben:

Gartenbauverein Schleswig und Umgebung e.V.

Der Verein wurde am 13. April 1917 in das Vereinsregister des königlich preußischen Amtsgericht Schleswig eingetragen und so kurze Zeit später in das Vereinsregister übernommen.

 

Nach dem Gleichschaltungsgesetz vom 06. Mai 1933 Gesetz über die Gleichschaltung der Verbände, Gewerkschaften und Vereine“ wurde der Name des Vereins erneut geändert und zwar in:

Kleingartenverein Schleswig e.V.

Der Vorsitzende des Vereins wurde zum Führer“ bestellt und auch die Satzung wurde am 30. Oktober 1933 geändert.

 

 

Anlässlich der Jahresmitgliederversammlung am 15. Dezember 1974 legte der damalige Vereinsvorsitzende Willi Nissen den Antrag des erweiterten Vorstands auf Änderung des Vereinsnamens vor.

Die Mitgliederversammlung beschloss nachfolgenden Vereinsnamen:

Verein der Gartenfreunde Schleswig e.V.

Diese Änderung wurde am 20. Juni 1975 in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Schleswig eingetragen und der Verein führt diesen Namen bis heute. 

 

Zu einer kleinen Chronik gehören auch die Menschen, die einem Verein vorstanden und diesen Verein gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern durch sämtliche Höhen und Tiefen der Zeit führten.

Vereinsvorsitzende von der Gründung bis zum heutigen Tag

29. Jan. 1917 bis 11.Nov. 1926 Regierungssekretär Johannes Kersten

11. Nov. 1926 bis 11. Dez. 1927 Herr Christiansen

14. Jan. 1928 bis 22. April 1948 Direktor Ewers

22. April 1948 bis 24. April 1949 Herr Kloppenburg

24. April 1949 bis 15. Dez. 1974 Herr Wilhelm Nissen

15. Dez. 1974 bis 13. Nov. 1976 Herr Uwe Jancke (kommissarisch)

13. Nov. 1976 bis 11. April 2003 Herr Uwe Jancke 

11. April 2003 bis 18. Aug. 2005 Herr Kurt Röhrdanz

18. Aug. 2005 bis 07. April 2011 Herr Michael Hansen

12. Mai 2011 bis 07. Nov. 2017  Herr Gerhard Könemann

31. März 2018 bis auf weiteres Herr Michael Hansen

Es gab eine Vielzahl von Vorstandsmitgliedern und ehrenamtlichen Helfern seit der Zeit der Vereinsgründung. Jede der 3 Gartenanlagen (Altstadt, Friedrichsberg und Sommerfreude) hatte einen eigenen Anlagenvorstand mit Vorsitzenden, stellv. Vorsitzenden, Rechnungsführer, Schriftführer und mehreren Beisitzern die für 4 Jahre von einer Mitgliederversammlung gewählt wurden. Dazu kommen für jede Anlage noch die Mitglieder der Festausschüsse, Wasserwart, Koppelobleute, Maschinenwart und Fachberater

Alle ehemaligen Mitglieder dieser Vorstände aufzuzählen würde sämtlichen Rahmen sprengen. Da wir hier nicht alle Ehemaligen nennen, möchten wir dennoch die Gelegenheit hier nutzen, diesen ehemaligen Vorstandsmitgliedern und Helfern unseres Vereins zu danken! Sie haben wesentlich dazu beigetragen unseren Verein zu prägen und zu festigen und ihn dahin geführt, wo wir alle heute stehen. VIELEN DANK!

 

Im Verlauf der Zeit gab es eine Vielzahl von Veränderungen im Kleingartenwesen. Nicht nur Gesetzte wurden neu beschlossen, auch die Parzellengrößen variierten in der Zeit. Anfangs wollte man viel Fläche haben um Obst und Gemüse anzubauen und später ist der Aspekt der Selbstversorgung zwar immer noch vorhanden, aber nicht mehr primär im Vordergrund.

Hier eine Übersicht der Parzellengrößen im Wandel der Zeit.

1917   Parzellengröße 600 – 800 m²

1918   Parzellengröße 400 – 600 m²

1945   Neuschneidung der Parzellen auf Größe 400 – 500 m²

1957   Parzellengröße 300 – 450 m²

1960   Parzellengröße 200 – 400 m²

1983 durch das neu beschlossene Bundeskleingartengesetz festgelegte Parzellengröße bis 400  m²

 

Heute besteht der Verein aus den beiden Gartenanlagen Altstadt und  Friedrichsberg. Bis zum 31. Oktober 2021 hatten wir auch noch unsere Anlage Sommerfreude, aber aufgrund der Nichtverlängerung des Pachtvertrags, auf dem die Anlage Sommerfreude war, mussten wir diese aufgeben. Diese sind im Schleswiger Stadtgebiet verteilt. Der Verein hat aktuell ca. 300 Mitglieder und ca. 120.000 m² stehen den Mitgliedern zur Verfügung.

 

Dieser kleine Auszug aus unserer Entstehung bis heute, hat Ihnen hoffentlich etwas an Informationen gegeben, die Ihnen objektiv ... wir hoffen zumindest ein klein wenig ... einen Einblick in unsere lange Geschichte geben kann.

 

Alle Informationen stammen aus alten Protokollen des Vereins und Ablichtungen der Schleswiger Nachrichten und wurden zusammen getragen von:

                                                                   Michael Hansen – Vereinsvorsitzender 2006